Kultur und Kunst in Moabit - wie weiter? Über das Stadtteilplenum am 25. Februar 2025 im ZK/U

Kultur und Kunst in Moabit - wie weiter?  Über das Stadtteilplenum am 25. Februar 2025 im ZK/U

Kultur und Kunst in Moabit - wie weiter?

Über das Stadtteilplenum am 25. Februar 2025 im ZK/U

von Kerstin Heinze 

Das Stadtteilplenum Moabit, das am 25. Februar 2025 im neuen Kiezsaal des Zentrums für Kunst und Urbanistik (ZK/U) in der Siemensstraße 27 stattfand, stand ganz unter dem Zeichen der jüngsten Kürzungen des Berliner Kulturhaushalts. 

Im Vorfeld des Plenums gab Elisa Georgi, die die Öffentlichkeitsarbeit des ZK/U betreut, eine Führung durch den seit 2021 sanierten Bereich des Güterbahnhofs, in dem das ZK/U beheimatet ist. Vom Keller bis zum Dach wurde hier aus Mitteln des Baufonds des Förderprogramms Sozialer Zusammenhalt so einiges auf die Beine gestellt. Details können Sie diesem Artikel entnehmen.

Da die Kürzungen auch die Zukunft des ZK/U betreffen, werden die Bereiche künftig auch noch stärker als bisher zur Vermietung zur Verfügung stehen. Nachdem man 2024 fast den Fördertitel verloren hatte und die Arbeit nicht hätte fortgeführt werden können, ist man für 2025 noch in etwas ruhigerem Fahrwasser. 

Aktuell kann mit den Mitteln noch weiter gewirtschaftet werden, allerdings nicht für lange, denn zum Jahresende steht die Finanzierung wieder auf dem Spiel. Projektförderung ist keine dauerhafte Alternative und bietet auch keine personelle Sicherheit. Denn um das Projekt mit seinen Besonderheiten vernünftig zu betreuen, muss man die Gegebenheiten vor Ort besser kennen. Geplant ist, die künftige Finanzierung als Mischkalkulation über Förderprojekte, Eintrittsgelder und bezirkliche Förderung des Berliner Kultursenats zu bestreiten. 

Formate für die Nachbarschaft sollen weiterhin angeboten werden, wie z.B. das Speisekino, der Gütermarkt oder der Fahrradmarkt, die ab Mai 2025 wieder starten. Auch der Moabiter Küchenchor wird hier ab Mai jeden Mittwoch von 20 bis 22 Uhr proben. Welche Räume wie lange vermietet werden können, erfährt man nach Anfrage: spaces@zku-berlin.org Die Preise sind unterschiedlich gestaffelt, je nachdem ob man z.B. Privatperson, gemeinnützige Organisation oder gewerblicher Mieter ist. Somit finanziert eine Vermietung die andere quer und machen die Räume gerade für Bewohnerschaft leichter zugänglich. 

Nach dem spektakulären Blick über das abendliche Moabit von der Dachterrasse aus, begaben sich die Gäste in den neuen Kiezsaal zum Plenum. Moderatorin Esther Klobe-Weihmann eröffnete den Abend in Anwesenheit der Organisatoren, den beiden QMs Beusselstraße und Moabit-Ost, dem Moabiter Ratschlag e.V, B-Laden sowie den beiden Stadtteilkoordinationen von Moabit West und Moabit Ost. Die Kürzungen betreffen alle – sowohl freiberufliche Kunst- und Kulturschaffende, als auch Institutionen – die Runde war dementsprechend groß. 

Martin Pohlmann von der Kulturfabrik Lehrter Straße berichtete über die Programme und die Sanierungssituation der Kufa. Auch hier wurde saniert. Aktuell werden die letzten Bauabschnitte verwirklicht. Zwar erhält die Kufa keine Institutionelle Förderung, muss die Einnahmen aber selbst generieren. Allerdings brechen die Projektgelder der externen Partner weg, und die Auswirkungen spürt die Kulturfabrik auch. Verplante Gelder werden z.T. erst zur Jahresmitte freigegeben. Auch hier wird nun überlegt, wie alternativ finanziert werden könnte. Festivals entfallen momentan, bis auf des Klimafestival im Herbst, das wird durch einen Energieträger finanziert. Das traditionelle Sommerfest mit zuletzt rund 2.000 Besuchern steht dadurch auf sehr wackeligen Beinen. Zumal durch die Kürzungen die aktuellen Preissteigerungen nicht gut abgefangen werden können. 

Der Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte des Bezirksamts Mitte betreut die Themen „Stadtkultur“, „Kunst am Bau“ und „Kunst im Stadtraum“. Judith Laub berichtete, dass es auf bezirklicher Ebene bisher keine Mittel für Kunst im Stadtraum-Vorhaben gab und gibt. Projekte wie das bezirkliche Programm KISR – Kunst im Stadtraum in wechselnden Stadtgebieten wurde in der Vergangenheit durch Drittmittelakquise finanziert, z.B. über das Land Berlin oder den Bund.

Moderatorin Esther Klobe-Weihmann merkte in diesem Zusammenhang an, dass die Beantragung einer Genehmigung für den öffentlichen Raum sehr kompliziert sei und fragte, ob es einen kürzeren Weg gäbe.

Frau Laub erinnert daran, dass es komplexe Anforderungen an den öffentlichen Raum gibt. Anträge auf Sondernutzungserlaubnis für Kunst und Kultur müssen deswegen vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Belange wie Lärmschutz, Straßennutzung etc. geprüft werden. Zudem sei zu bedenken, dass Kunst im Stadtraum-Projekte unterschiedlich funktionierten und damit kein Antrag einem anderen gleicht. Dienstags bietet das Sachgebiet Stadtkultur von 10 bis 12:30 Uhr eine Beratung an, um Fragen in Bezug auf Kunst und Kultur im Stadtraum im Vorfeld einer Antragstellung zu klären. Eine Anmeldung ist über folgenden Link möglich: Beratung für Sondernutzungen "Kunst und Kultur im Stadtraum", Bezirk Berlin-Mitte

Die Stadtteilkoordinatorin Katrin Syperek (Moabit-West) merkte an, dass zwar aktuell Projekte beantragt werden können, allerdings sei nicht klar, ob sie umgesetzt werden können. 

Weiter im Kiez, zum Ottospielplatz, besser gesagt zur „Kulturmanege“, in Kulturort für Kinder, Jugendliche und Familien. Bernd Brunner erläuterte den neuen Standort. Er hofft, dass hier Kürzungen erspart bleiben, denn er wird eher dem Bereich Kinder und Jugend zugeordnet und fällt nicht direkt in den Kulturbereich. Ab Sommer soll hier gutes Programm laufen - mitten im Park. Aus dem Ottospielplatz heraus ist zwar die Idee entstanden, aber die “Kulturmanage” soll ein eigener Standort für sich sein. Das Projekt läuft über den Moabiter Ratschlag e.V., der mit dem Bau beauftragt ist. Das ein eine Herausforderung, aber “man wächst mit seinen Aufgaben”, bemerkte Bernd Brunner. Er sei guter Dinge, weil sehr viele Ämter (Kulturbereich, Jugendbereich) sowie die Stadtteilvertretung Turmstraße das Projekt von Anfang an unterstützen. 

Ebenfalls ein kultureller Bildungsort in Moabit, allerdings mit wechselnden Standorten, ist das das Wanderkino. Die Filme werden in Lokalen, Läden, kulturellen und sozialen Einrichtungen gezeigt. In über 10 Jahren war das Nomadenkino bereits an über 50 verschiedenen Spielorten – fast ausnahmslos in Moabit. Zur Finanzierung wird zurückgegriffen auf  diverse Fördertöpfe, sowohl des Quartiersmanagements als auch des Bezirksamtes Mitte und der Aktiven Stadtteilzentren. Sabine Bader vom Trägererverein Moabiter Filmkultur e.V. führte an, dass die Arbeit nicht einfach sei, weil für jeden Standort neue Verhandlungen geführt werden müssen. Für Kooperationspartner ist man daher offen - ein Wunsch sei auch: einfach ein besserer Standort inmitten des Bezirks. 

Von den soziokulturellen, u.a. ehrenamtlichen Einrichtungen ging es zu den großen Einrichtungen über, wie dem Hamburger Bahnhof: Claudia Ehgartner ist hier zuständig für den Bereich Bildung und Vermittlung „Outreach“. (Die Namensähnlichkeit hat keinen Bezug zum Träger für Straßensozialarbeit, Anm. d. Redaktion) Dieser gehört zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz und ist daher nicht unmittelbar von den Kürzungen betroffen. Ein Wermutstropfen sei jedoch der Ausfall des Museumssonntag. Zwar erhielt der Hamburger Bahnhof hier keine Förderung, war aber ein Teil des gestrichenen Programms. Es wird aktuell überlegt, ob man hier ein Alternativprogramm, z.B. für Familien anbietet. Aus Solidarität mit den von den Kürzungen betroffenen Museen ist diese Möglichkeit aber nicht einfach umzusetzen. Die Kulturinstitution öffnet sich in verschiedenen Formaten zur Nachbarschaft: So gibt es Führungen, die über den Kulturstammtisch des Hamburger Bahnhofs organisiert werden, der Museumsführer “endless exhibition” weist auf Sehenswertes rund um den Hamburger Bahnhof hin, und im Juni wird wieder ein Open House stattfinden, bei dem die Ausstellungen drei Tage lang kostenlos zugänglich sind. 

Nach so vielen relativ positiven Berichten dann der Schockmoment: Anna Latzko, künstlerische Leiterin des „Ortstermins“, seit vielen Jahren ein Begriff für ein Wochenende offener Ateliers und Galerien in Moabit, überbrachte die traurige Nachricht: Dieses Jahr wäre der 20. Termin des Festivals gewesen - nun wird der voraussichtlich nicht stattfinden können, da die Förderung nicht mehr gegeben ist. Stattdessen gibt es eine Ausschreibung für ein Festival, das vom Bezirksamt Mitte über drei Jahre lang gefördert wird, das „MoWe – Moabit-Wedding-Kunstfestival“. Der Wirkungsbereich wird hier erweitert und beinhaltet auch den Wedding. Es ist aber noch nicht klar, ob der Zuschlag an das Team des „Ortstermins“ geht oder bei der Ausschreibung andere Bewerber mit ihren Konzepten überzeugen. Es wird geschaut, wie man an die Tradition des Ortstermins anknüpfen kann.

Auch der Kunstverein Tiergarten und die von ihm betriebene Galerie Nord an der Turmstraße sind von den Kürzungen betroffen - die Räume der Galerie Nord werden wohl nicht mehr zur Verfügung stehen. Momentan kann man aber noch keine verlässlichen Aussagen treffen. Helfen kann man, indem man den Rundbrief abonniert oder auf Instagram schaut. Wenn die Klärung hier feststeht, erhält man die Informationen dazu über diese Kanäle. Der Abgeordnete Taylan Kurt führte an, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Eine allgemeine Betroffenheit im Plenum blieb jedoch.

Schließlich kam noch ein Kunstschaffender zu Wort, der seinen Wirkungskreis im Spreebogen hat: Alexei Ananiev vom PAS e.V. im Spreebogen. PAS ist ein multidisziplinärer Kunstraum für verschiedene Sparten der Kunst und Wissenschaft, der seit 2017 existiert und seither über 350 gemeinnützige Veranstaltungen im Bereich Kunst und Musik durchgeführt hat: Konzerte, Vorführungen, Workshops, Seminare und Ausstellungen. PAS bietet ebenfalls Plätze für „Artist-in-residency“ an, um Künstlern und Forschern zu ermöglichen, gemeinsam zu leben und zu schaffen. 

Abschließend erläuterte Sandra Tondl, die Sozialraumkoordinatorin des Amtes für Weiterbildung und Kultur, dass der Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte des Bezirksamts Mitte eine Kürzung des FaBiK-Fonds (Ausstellungsvergütung für bildende Künstlerinnen und Künstler) in der Höhe von 80.000 Euro verkraften muss. Darüber und zu weiteren Sparmaßnahmen im Kulturbereich kann mit der Bezirksbürgermeisterin von Mitte diskutiert werden: Am 13. März 2025, um 16 Uhr in der Galerie „Savvy Contemporary“, Reinickendorfer Straße 17, 13347 Berlin. Anmeldungen erfolgen unter bezirksbuergermeisterin@ba-mitte.berlin.de – es bleibt spannend!

Termine: 

Das nächste Stadtteilplenum ist am 29. April 2025 auf dem Otto-Spielplatz und befasst sich mit dem Thema „Umwelt“. 

Fördertöpfe, die noch zu haben sind: Die Bewerbungsfrist für den Aktionsfonds beider QM Gebiete (Beusselstraße und Moabit-Ost) ist zwar bereits vorbei. Doch vielleicht geht noch etwas, also einfach mal nachfragen.

Susanne Torka: B-Laden-Programm warb für ihr Programm im März

Tobias Horrer von der REFO-Gemeinde berichtete über das Tanzprojekt. Über das Vermietungsformular der Website kann Kontakt aufgenommen werden. 

Das Stadtteilplenum Moabit wird organisiert und veranstaltet vom QM Beusselstraße gemeinsam mit dem QM Moabit-Ost, den Stadtteilkoordinationen Moabit-West und Moabit-Ost sowie dem B-Laden. Auch im Jahr 2025 sind wieder mehrere Stadtteilplena in Planung.

Die Berichte zu den vergangenen Plena können Sie hier nachlesen.

Text & Fotos ©️ Kerstin Heinze 2025, bearbeitet vom QM Beusselstraße

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