Moabiter Kiez-Nachrichten
Das Stadtteilplenum im Februar 2024 über Informationsangebote und -formen in Moabit
Moabit ist trotz seiner „Insellage“ ein Stadtteil, in dem sehr viel passiert. Die Fülle an Informationen zu Veranstaltungen, Kursen, Treffen jeglicher Art und interessanten Details zum Gebiet sind oftmals verstreut und man muss aktiv suchen, um Angebote und Termine zu finden. Umso schöner ist es, einmal einen Überblick über die aktuellen medialen Angebote im Kiez zu erhalten und auch zu erfahren, was es an Öffentlichkeitsinformationen seitens der Quartiersmanagements und anderer Förderkulissen bislang gegeben hat. Am 27. Februar 2024 wurden diese „Moabiter Kiez-Nachrichten“ auf dem Stadtteilplenum Moabit in den Räumen der Refo-Gemeinde in der Wiclefstraße 32 eingehend thematisiert und neue Anregungen erarbeitet. Den Abend moderierte Esther Klobe-Weihmann. Organisiert wurde das Plenum zusammen von den beiden QMs Beusselstraße und Moabit-Ost, dem Moabiter Ratschlag e.V. sowie den beiden Stadtteilkoordinatoren (Moabit West und Moabit Ost).
„Ecke Turmstraße“ vom Bezirksamt Mitte
Zunächst stellten sich die momentan in Moabit existierenden Kommunikatoren vor. Hier gibt es schon länger existierende Angebote, wie die Zeitung „Ecke Turmstraße“. Ulrike Steglich betreut die Stadtteilzeitung für das Förder- und Sanierungsgebiet Turmstraße, eines von drei Fördergebieten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Bezirk Mitte. Diese Zeitung erscheint seit 2011 sechsmal jährlich und liegt an öffentlichen Orten und in Geschäften aus. PDF-Dokumente sind abrufbar auf der Internetpräsenz: https://www.turmstrasse.de/team/stadtteilzeitung
Laufend aktuell: moabitonline.de
Der Blog https://moabitonline.de ist sicherlich den meisten ein Begriff und existiert am längsten in der Landschaft der Moabiter Kiezmedien, und dies ohne nennenswerte Parallel-Finanzierung. Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus Moabiterinnen und Moabitern, die schon lange hier im Bereich rund um die Lehrter Straße und den „B-Laden“ leben und aktiv sind. An diesem Abend berichtete das Kernteam bestehend aus Susanne Torka und Jürgen Schwenzel von den Anfängen und der aktuellen Situation des Blogs. Wer etwas über die Geschichte und Architektur, politisch relevante Themen wie die seit Jahren vorangetriebene Gentrifizierung des Stadtteils, das Schicksal jüdischer Anwohnerinnen und Anwohner vor und nach dem 2. Weltkrieg und über aktuelle Bauprojekte erfahren möchte, ist hier richtig. Aber auch Veranstaltungen im ganzen Stadtteil, wie die der beiden Quartiersmanagements und anderer Träger und Einrichtungen sind hier zu finden. „Stadtentwicklung“ ist hier jedenfalls eines der am meisten verwendeten Stichworte neben Wohnen und Bürgerbeteiligung. Geschrieben wird größtenteils selbst, ab und zu werden Artikel von anderen Webseiten wie z.B. die Interviews von Moabit-Ost übernommen. Mehr zur Geschichte von MoabitOnline in einem Artikel zum 10jährigen Bestehen von MoabitOnline aus dem Jahr 2017.
Online-Projekt „Moabit-World“
Aus dem Projekt „ob digital oder analog, Hauptsache zusammen“, des Trägers Refo Moabit das durch das QM Beusselstraße in den Jahren der Corona-Pandemie 2020/2021 gefördert wurde, ist die Online-Präsenz „Moabit-World“ hervorgegangen. Zunächst als digitale Begegnungsplattform initiiert, diente sie dann als Vernetzungsmedium für Geflüchtete und ihre Unterstützer. Mittlerweile wird die in die Seite integrierte Datenbank „Moa-Finder“ zu verschiedenen Angeboten in Moabit von Mitarbeitenden der Mobilen Stadtteilarbeit (Kiez machen) des Moabiter Ratschlags sowie ehrenamtlich betreut. Angebote können an moafinder@moabit.world gerichtet werden. Dauerhafte Finanzierungsmöglichkeiten werden aktuell gesucht.
Kiezmedien, die es geschafft haben, sich selbst zu tragen bzw. zu verstetigen sind z.B. die Zeitschrift „mittendran“ in der Bezirksregion Tiergarten-Süd von Mitte sowie der Blog „Weddingweiser“ im Wedding.
Erfolgreich verstetigtes Praxisbeispiel 1: Blog „Weddingweiser“
Der Weddingweiser begann 2011 als private Facebook-Seite, der Blog folgte kurze Zeit später. Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich, einzig einzelne Aufgaben werden durch Spenden finanziert. Der Weddingweiser ist online sehr aktiv und wurde vom „Goldenen Blogger“ als „Bester Lokalblog 2023“ ausgezeichnet. Zu finden ist er zusätzlich auf Instagram, X und Mastodon sowie als Facebook-Gruppe Weddingweiser Pinnwand. Das rund 20-köpfige Redaktionsteam unter der flankierenden Regie von Kiezredakteurin Dominique Hensel arbeitet an der anspruchsvollen Aufgabe, viel und individuell zu berichten. Finanziert wird das Medium u.a. über ein Unterstützer-Abo und kostenfreies Hosting durch eine IT-Agentur.
Erfolgreich verstetigtes Praxisbeispiel 2: Zeitschrift und Blog „mittendran“
Die Zeitschrift und der Blog „mittendran“ stehen dem in ihrer Beständigkeit nicht nach. Das Redaktionsteam besteht seit der Verstetigung des QMs Tiergarten-Süd 2016 aus einem festen Kern von rund sechs Personen. Die ehrenamtliche Chefredakteurin Friederike Pohlmann ist auf dem Stadtteilplenum mit dabei und berichtet für uns. Die Zeitschrift entstand 2011 unter der Regie des damaligen Chefredakteurs Gerald Backhaus zusammen mit seinem Team bestehend aus Ingo Gust (Vorsitzender des Trägervereins VISAP e.V.), der hier schreibenden Autorin und Fotografin Kerstin Heinze und zwei Ehrenamtlichen. Das Gebiet Tiergarten-Süd hatte und hat es thematisch in sich, die Spanne reicht von Kunst- und Kulturthemen bis hin zur Problematik rund um den Straßenstrich in der Kurfürstenstraße. Die Zeitung erschien alle zwei Monate als Hauswurfsendung im Gebiet und stand als PDF-Datei zum Download auf der Quartierseite bereit.
Als die Verstetigung des QMs absehbar wurde, organisierte und gab das Team um Gerald Backhaus Kurse für die Ehrenamtlichen: von Schreibwerkstätten bis hin zur Einführung ins Presserecht entstand die Idee, die Zeitung in einen Blog umzuwandeln, auch da nicht klar war, ob die Druckkosten weiterhin auch ohne Förderung zu stemmen wären. Ein Trägerverein musste her, zunächst getragen durch das Schwule Museum. Seit 2018 ist „mittendran“ komplett selbständig, d.h. mit eigenem Trägerverein, dem mittendran e.V.. Die Druckkosten finanzieren sich vor allem über Anzeigen des lokalen Gewerbes rund um die Potsdamer Straße. Die Zeitung erscheint drei Mal im Jahr und erfreut sich großer Beliebtheit. Die Redaktion sucht nach Verstärkung, Gastbeiträge werden gerne entgegengenommen.
„Mittendran“ unter der Regie des VISAP e.V. von 2011 bis 2018 findet man digitalisiert bei der Landesbibliothek Berlin: https://digital.zlb.de/viewer/metadata/15191410/ Erste Ausgabe 2011: https://digital.zlb.de/viewer/metadata/15191410_2011_04/1/LOG_0003
Kieznachrichten in Hochglanz und zweisprachig: „Moabiter Inselpost“ von 2011 bis 2014
Wer schon länger hier lebt, dem ist die „Moabiter Inselpost“ mit ihrer weinroten Gestaltung sicher noch ein Begriff. Die Bürgerzeitung im Auftrag des damaligen Quartiersmanagements Moabit-West erschien in den Jahren 2011 bis 2014 alle zwei Monate mit einer Auflage von 5.000 Stück. Sie wurde an markanten Stellen im Gebiet ausgelegt. Ihre Seiten waren schnell gefüllt mit Berichten rund um das QM, Gewerbe und Kiezaktionen und Berichten von Anwohnerinnen und Anwohnern. Besonders die ältere Generation in Moabit schätzte die Zeitung sehr, weil „damals“ das Internet noch nicht gänzlich seinen Siegeszug angetreten hatte. Der kleinen Redaktion, bestehend aus Gerald Backhaus, Kerstin Heinze und Ingo Gust über den Trägerverein VISAP e.V. war die Zeitung eine Herzensangelegenheit, ihr Sitz war in einem Gemeinschaftsbüro in Moabit. Die Ausgaben der Zeitung „Moabiter Inselpost“ sind auch über die Zentrale Landesbibliothek als Download erhältlich. Auf die Inselpost folgte ein abgespecktes „Quartiersblatt“ in kleiner Auflage und in Eigenregie des QM-Teams.
Die Moabiter Inselpost gibt es digitalisiert bei der Landesbibliothek Berlin ZLB: https://digital.zlb.de/viewer/metadata/15401648/
Erste Ausgabe - mit einem Grußwort des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit auf Seite 2: https://digital.zlb.de/viewer/metadata/15401648_2011_01/1/LOG_0003/
Nach so vielen Informationen und dem Streifzug durch die Moabiter Kommunikationslandschaft damals und heute konnten sich die Gäste am Buffet stärken. Im Anschluss ging es nochmal in zwei kleinere Runden, um mögliche Szenarien und Fragen für eine beständige Kiez-Kommunikation zu erörtern und Ideen dafür zu sammeln. Dabei ging es zum einen um Fragen der Finanzierung, zum anderen um Inhalte und Erreichbarkeit. Die Ideen werden von beiden QM-Teams aufgegriffen und weiterverfolgt. Wir werden an dieser Stelle weiter für Sie berichten.
Das nächste Plenum findet am 30. April 2024 statt. Die Themen und der Veranstaltungsort werden zeitnah bekanntgegeben.
Text & Fotos: © Kerstin Heinze/GB 2024