Was als Projekt des Quartiersmanagements begann, lebt heute als Herzensangelegenheit weiter: Kiez-Experte und Quartiersrat Wilhelm Holthus hat aus der einst geförderten Initiative ein lebendiges Format geschaffen, das Wissbegierige auf eine historische Reise durch Moabit mitnimmt. Bei seinem jüngsten Rundgang konnten wir nicht nur einiges über die bewegte Industriegeschichte erfahren, sondern auch verborgene Hinterhöfe entdecken und zwei fast vergessene Begriffe kennenlernen.
„Schwindelschweiz“: Über Nacht entstandene Arbeiterviertel
„Schwindelschweiz“ – über diesen Begriff mussten wir zunächst schmunzeln. Wilhelm Holthus erzählt, dass der Ausdruck in der Gründerzeit geprägt wurde und die oft in Windeseile erbauten Wohnblöcke für Arbeiter beschreibt. Diese Viertel wurden pragmatisch und mit wenigen Planungsvorgaben gebaut, um den steigenden Bedarf an Wohnraum zu decken. Wer zum Spielplatz an der Wiebestraße geht, kann einen Blick auf die Wohnblöcke werfen, die an diese Zeit erinnern.
„Stille Portiers“: Orientierungshilfe in den Mietskasernen
„Stille Portiers“ – so nannte man die Aushangkästen in Berliner Mietshäusern, die einst als praktische Wegweiser dienten. Mit Vorderhaus und manchmal mehreren Hinterhäusern waren die Mietskasernen für Ortsunkundige häufig unübersichtlich. In den hölzernen Glastkästen wurden die Namen der Bewohnerschaft aufgelistet, bevor sie von modernen Klingelanlagen abgelöst wurden. Im Siedlungshaus in der Sickinger Straße ist so ein „Stiller Portier” noch erhalten und wird von den Bewohner*innen gepflegt.
Nächster Termin im Quartiersbüro
Am 14.11.2024 lädt Wilhelm Holthus gemeinsam mit Christian Winterstein zu einer dialogisch-szenischen Lesung über das Leben und die Widerstandsaktivitäten von Elise und Otto Hampel ein. Interessierte sind herzlich eingeladen, im Quartiersbüro Beusselstraße dabei zu sein. Weitere Informationen zur Veranstaltung findet ihr hier: Wer waren Elise und Otto Hampel?